Tunnelbau für Ameisenbär & Co.: Wilhelma feiert Erfolge beim Schutz von Großen Ameisenbären in Brasilien

Nov 20, 2025 IDOPRESS
Am 19. November wird nicht nur in Brasilien der Welttag des Ameisenbären gefeiert. Auch in der Wilhelma in Stuttgart gibt es zu diesem Anlass Grund zum Jubeln: Im Rahmen eines zusammen mit dem Verein der Freunde und Förderer der Wilhelma unterstützten Artenschutzprojekts in Brasilien wurden nämlich im Oktober 2025 erstmals Tunnel fertiggestellt, mit deren Hilfe ...

Am 19. November wird nicht nur in Brasilien der Welttag des Ameisenbären gefeiert. Auch in der Wilhelma in Stuttgart gibt es zu diesem Anlass Grund zum Jubeln: Im Rahmen eines zusammen mit dem Verein der Freunde und Förderer der Wilhelma unterstützten Artenschutzprojekts in Brasilien wurden nämlich im Oktober 2025 erstmals Tunnel fertiggestellt,mit deren Hilfe Große Ameisenbären auf sichere Art und Weise gefährliche Autobahnen unterqueren können.

Die Wilhelma und ihr Förderverein engagieren sich bereits seit mehreren Jahren für die von dem Artenschützer Arnaud Desbiez gegründete brasilianische Nichtregierungsorganisation ICAS („Instituto de Conservação de Animais Silvestres“). Diese setzt sich unter anderem für den Schutz von Großen Ameisenbären ein. Die Art wird auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN als „gefährdet“ eingestuft. Zu den Gründen dafür gehört neben dem Verlust der Lebensräume auch die Bedrohung durch den Straßenverkehr: Immer mehr Schnellstraßen durchziehen die Graslandschaften,Wälder und Sümpfe im Bundesstaat Mato Grosso du Sul – auch im Pantanal,dem größten Binnenland-Feuchtgebiet der Erde. Dabei werden nicht nur Große Ameisenbären Opfer von Kollisionen mit Fahrzeugen: Zwischen 2017 und 2020 überwachten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von ICAS insgesamt 85.000 Kilometer Autobahnstrecke in Mato Grosso du Sul. In diesem Zeitraum zählten sie 766 Große Ameisenbären,968 Wasserschweine und 425 Tapire als Verkehrsopfer am Straßenrand. Man schätzt,dass es sich dabei nur um 25% der tatsächlichen Todesfälle handelt,zumal viele Tiere nicht direkt am Straßenrand verenden. Um Konzepte zur Vermeidung von Tierunfällen zu entwickeln,wurden junge Ameisenbären mit Sendern ausgestattet. Dadurch konnte nachvollzogen werden,wie sich Ameisenbären,ganz besonders Jungtiere nach der Abwanderung aus dem elterlichen Revier,in ihren Lebensräumen bewegen,ob sie z. B. Waldränder oder Wasserläufe als Leitlinien nutzen – und wo sie auf ihren Wanderungsrouten mit hoher Wahrscheinlichkeit Schnellstraßen überqueren.

Auf Basis dieser wissenschaftlich fundierten Daten startete eine intensive Lobby- und Überzeugungsarbeit gegenüber Behörden,Unternehmen und der Zivilgesellschaft,mit dem Ziel,Unfallschwerpunkte zu entschärfen. Die Aufstellung von Warnschildern durch die zuständigen Behörden stellte bereits einen ersten Teilerfolg dar. Mit Tunneln zur Unterquerung von Straßen an besonders gefährlichen Punkten wurde erstmals ein noch deutlich wirksameres Instrument zur Vermeidung von Tierunfällen geschaffen. Der erste nun eingerichtete Tunnel unterquert die BR262,welche aufgrund der dort hohen Zahl von Wildunfällen in internationalen Medien bereits als „Highway des Todes“ bezeichnet wurde.

Stefanie Reska,Leiterin der Stabstelle für Artenschutz in der Wilhelma,erklärt: „Durch Videoüberwachung wurde bereits bestätigt,dass die Tunnel angenommen werden. Sowohl Große Ameisenbären als auch Tapire und Greifstachler konnten dabei bereits nachgewiesen werden. Es ist also Fakt: Die Tunnel sorgen für mehr Sicherheit – nicht nur für bedrohte Tierarten,sondern auch für Autofahrerinnen und Autofahrer.“

Wilhelma-Direktor Dr. Thomas Kölpin zeigt sich ebenfalls begeistert: „Bereits seit 2021 unterstützen wir und unser Förderverein die Organisation ICAS beim Schutz des Großen Ameisenbären vor den Auswirkungen des Straßenverkehrs in Brasilien. Über 100.000 € haben wir seitdem in das Projekt investiert. Wir freuen uns,dass wir über den Ameisenbären als Flagschiffart auch viele Individuen anderer Arten vor dem Unfalltod bewahren werden.“

Foto (ICAS): Tunnel sollen den Ameisenbären künftig helfen,gefährliche Straßen zu unterqueren

PM Wilhelma Stuttgart